Von vier Flüssen, einer Nussschale und zwei Löffeln


geschrieben von Franka
Ort: Wien, Österreich
Kilometerstand: 970 km
20 Tage unterwegs

Am 17.04.2011 war es nun endlich soweit. Monatelang hatten wir uns darauf vorbereitet und nun sollte es tatsächlich losgehen - erster Reisetag unserer geplanten Eurasientour! Start: Jena in Thüringen. Ziel: Weida, Wohnort von meinen Eltern. Zumindest für Heute, jedes Abenteuer fängt schließlich klein an.

Nach unserem Abschiedslagerfeuer und einem wunderschönem Frühstück (Danke an alle!) verließen wir am frühen Nachmittag Jena. Noch waren wir uns ziemlich sicher, in wenigen Stunden bei meinen Eltern zu sein. Nun ja, die erste Lektion lernten wir gleich: man kann sich so leicht verschätzen - nach 68km (wir dachten 50km, exklusive einiger 'Abkürzungen'), und erst am späten Abend kamen wir an. Allerdings hat uns die selbstgemachte Lasagne meiner Eltern sofort wiederbelebt - zu Hause schmeckt es eben am besten.

Frei nach diesem Motto verbrachten wir auch die nächsten Tage in Weida, ich hatte noch viel zu erledigen und wir konnten Erdbeertorte, Rostern und Bräteln einfach nicht wiederstehen. Im Laufe dieser Tage kamen dann auch meine Haare runter. Nun freut sich das Theater in Gera über Echthaar und ich mich über eine pflegeleichte Frisur.

Die ersten paar Tage folgten wir der Weißen Elster Richtung Fichtelgebirge. Dieser 'Fluss'-Radweg ist nicht wörtlich zu nehmen und ich habe mich leider mehr als einmal gefragt, seit wann Flüsse über Berge fließen. In Hof trafen wir auf eine alte Bekannte: die Saale. Immer noch war es recht bergig, aber einmal an der Naab angekommen, konnte uns nichts mehr aufhalten - nur ein Magen-Darm-Infekt. Zum Glück hat dieser Frank erst einen Tag vor Regensburg erwischt und so konnte er sich mit letzter Kraft bis an die Donau retten. Nach zwei Tagen Ruhe und viel Schlaf ging es ihm dann besser und der spontane Besuch von zwei Freunden aus München (Fabs und Susi) hat zur völligen Genesung geführt.

Kaum an der Donau trafen wir auch schon die ersten, die ähnliche große Touren geplant haben wie wir. Mit dem Rad bis nach China. Mit den Inlinern bis nach Wien. Mit einer Schachtel (selbstgebautes Boot) bis an die Donaumündung, usw. Alle ganz und gar verrückt!

Die nächsten Kilometer führten uns durch das wunderschöne Donautal, voll mit Burgen und Ruinen auf und an den bewaldeten Hängen. Unsere 'Schachtel-Freunde' trafen wir oft wieder, immer dann, wenn wir schon glaubten, sie verloren zu haben. Diese Nussschale hatte es besonders Frank angetan und die beiden aus Ulm besuchten uns immer wieder am Ufer.

Bis auf Regensburg hatten wir immer kostenlose, 4 bis 5 Sterne Zeltplätze. Auch nachdem wir Deutschland verlassen hatten und nun Richtung Linz radelten, mangelte es an diesen schönen Plätzen nicht. Besonders die Wachau, mit den Weinbergen und Marillenplantagen, hat uns sehr gut gefallen. Nicht zuletzt deshalb, weil zur Zeit der 'Weinfrühling' gefeiert und überall Wein verkostet wurde. Nachdem man von unserem Vorhaben gehört hatte, schenkte uns das Weingut 'Polz' sogar eine Flasche ihres Grünen Veltliners -Federspiel-. Wir: happy, der Wein: einfach köstlich.

Leider haben wir irgendwo dort (wir können nicht ausschließen, dass der Weinkonsum eine Rolle gespielt hat) unser Besteck verloren. Festgestellt haben wir es natürlich am Abend, als wir vor unserer fertigen Suppe saßen. Macht sich ohne Löffel ganz schlecht. Im Nachbardorf hat uns allerdings eine alte Dame den Abend gerettet und uns zwei alte Löffel geschenkt - das erste große Unglück haben wir also gut Überstanden.

Nach 960km und 19 Tagen fast ausschließlich Sonnenschein erreichten wir Wien. Unterkunft fanden wir hier bei Petra, die uns die grünen Ecken Wiens zeigte und uns mehr als verwöhnte. Aber auch wir konnten ihr etwas zeigen: Der Deewan, ein pakistanisches Restaurant. Unglaublich lecker und 'all you can eat'. Bezahlung: was man möchte. Funktioniert auch nur in Wien. Völlig Essens-schwanger schleppten wir uns heim und Petra brauchte nicht viel um uns zu einem 'kleinen Kräuterschnaps danach' zu überreden. Lang und schön wars. Aber irgendwann muss es auch mal weitergehen. Slowakei, Ungarn und Kroatien wir kommen!


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