Georgien


Aufenthalt von 23. Juli bis 11. August (19 Tage)
geschrieben von Franka

Georgien hat uns vor allem ein was: überrascht. Unerwartet sind wir hier auf Radwege gestoßen und mit seinen tropischen Bambuswäldern, Temperaturen weit über 40°C und hoher Luftfeuchte hat uns die georgische Schwarzmeerküste im wahrsten Sinne des Wortes vom Sattel gehauen. Aber vermutlich hatten wir einem Magen Darm Infekt, der uns am letzten Tag in der Türkei dann doch noch erwischt hat, nicht richtig auskuriert.

Von der Küste ging es dann steil bergauf und die Anstrengung und Hitze haben mir wohl den Rest gegeben. Während Frank mit einer Gruppe Georgiern im Fluss plantschte, Wodka trank und gutes Essen schlemmte, lag ich nur im Schatten rum und konnte die Gastfreundschaft leider nicht richtig genießen. Frank ging es aber am nächsten Morgen auch nicht viel besser (ob es wohl am Wodka lag?!) und total kraftlos haben wir uns schließlich für die letzten 200km nach Tbilissi in einen Zug gesetzt. Erleichtert betrachteten wir die schöne Landschaft vom Fenster aus, wie sie langsam an uns vorüber zog. Aber das Schicksal hat uns dann doch noch einen Strich durch die Rechnung gemacht und einige Öltanks auf die Gleisen fallen lassen. Für uns hieß das 30km vor Tbilissi wieder auf die Räder steigen und bei erdrückenden 35°C um 19 Uhr unseren Weg in die Hauptstadt finden. Mir ging es nicht wirklich gut und dementsprechend erfreute uns die nächste Straßensperrung. Die Polizei teilte uns mit, dass die Öltanks auch auf der Straße lagen und wir nun einen Umweg von "nur" 10km in Kauf nehmen müssten. Da der Tag nicht ganz so gelaufen war, wie ich mir das vorgestellt hatte, sind die georgischen Polizisten nun um eine Erfahrung reicher: Deutsche Frauen können sehr unfreundlich sein und sind offenbar ziemlich verrückt...

Am nächsten Morgen wurden uns vom Arzt eine ganze Tüte voller Medikamente und 10 Tage Zwangspause verschrieben. Im Zug hatten wir eine Ärztin kennen gelernt, die in Deutschland arbeitet und auf Heimatbesuch war. Mit ihrer Hilfe konnten wir im Krankenhaus auch die richtige Abteilung ausfindig machen. Da gerade das gesamte Gelände renoviert wurde und alles dadurch noch mehr durcheinander war, ist das gar nicht so einfach. Nirgendwo sind Schilder und nur mit durchfragen kommt man zum Ziel. Die alten Gebäude rüttelten unangenehme Kindheitserinnerungen in uns wach: die Poliklinik zu DDR Zeiten. Braune Fließen an den Wänden, kleine Fenster, wartende Menschen in den Gängen, weinende Kinder und dieser typische sterile Geruch. In jedem Arztzimmer lief ein Fernseher. Unser Behandlungsraum wirkt eher wie ein Wohnzimmer und die Diagnosetechniken sind ziemlich fragwürdig. Zwar bekamen wir eine Ultraschall-Untersuchung, wie man aber dadurch erfahren soll welcher Magen-Darm-Erreger uns die letzten Tage verdorben hat, bleibt uns ein Rätsel.
Nachdem es uns besser ging, wollten wir einen kleinen Ausflug in die Berge im Norden Georgiens machen. Mit über 80% Gebirge ist Georgien eigentlich ein Traumland für Wanderer. Aber ein plötzlicher Wetterwechsel (von 40°C auf 10°C und Regen) hat uns im warmen Hostel bleiben lassen. So haben wir uns das schöne Tbilissi angesehen, waren in einem echten georgischen Badehaus, haben den Basar und ein Konzert einer österreichischen Band besucht, Filme geschaut und...sonst nichts gemacht. Auch mal schön :)

Es ist das erste Land, in dem wir auf eine, uns vollkommen unbekannt, Schrift gestoßen sind. Georgisch ist die Amtssprache und die meisten sprechen zusätzlich Russisch. Da wir beide kein Russisch in der Schule hatten (was wir nun etwas bereuen) sind wir immer mehr auf die Zeichensprache angewiesen. Aber das funktioniert zum Glück ganz gut! Obwohl Georgien im April diesen Jahres 20 Jahre Unabhängigkeit feierte, erinnern die vielen Fabrikruinen und der postsowjetische Baustil nur zu deutlich an die Zeiten unter der UdSSR. Die vielen Kirchen sind zudem ein deutlicher Gegensatz zum Nachbarland Türkei...ebenso wie die ständige Trinkerei. Zum einen ist es nett, wenn wir zu selbstgemachten Wein eingeladen werden, aber die Georgier kennen kein Limit. Oftmals gehen uns Betrunkene mächtig auf die Nerven und lassen sich nur schwer abwimmeln. Aber mit der Zeit haben wir auch eine gute Ausrede in Sachen Alkohol gefunden: Antibiotika! Erstaunlicherweise hat das jeder verstanden und akzeptiert. Ebenso ungewohnt war der Anblick der vielen Tiere (Ziegen, Schweine, Gänse, Kühe, Hühner) mitten auf der Straße, häufig waren wir zu komplizierten Ausweichmanövern gezwungen.

Georgien und Armenien sind zum Glück unter Touristen noch nicht so bekannt, auch wenn der Tourismus ständig zunimmt. So gesehen sind die beiden Länder, besonders für Wanderliebhaber, ein "Geheimtipp".



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